Die Werkstatt im Bauernhof
Wepfer und Kyburz
Auf einer Ausstellung in meinem Heimatort Andelfingen im Herbst 93 lernte ich Hans Wepfer kennen. Hans war gelernter Bauer. Er wollte aber eigentlich lieber Landmaschinenmechaniker sein und tüftelte an vielen genialen Konstruktionen herum. Er baute seinen Heu-Ladewagen um, reparierte Traktoren und entwickelte ein eigenes Frontmähwerk, welches er in kleiner Serie produzierte und verkaufte. Wir verstanden uns sehr gut und diskutierten viel über mögliche Projekte. Sein Bauernhof war für Schweizer-Verhältnisse sehr gross. Neben der Landwirtschaft hatte er von seinem Vater noch die Milchwirtschaft mit etwa 20 Kühen übernommen. Diese Arbeit liebte Hans überhaupt nicht, da er jeden Tag am Morgen und am Abend in den Stall musste, um sein Vieh zu versorgen. So überredete er seine Eltern, mit der Milchwirtschaft aufzuhören und statt Milch zukünftig «Plastik-Kühe» zu produzieren. Die Arbeit sollte ihm wesentlich mehr zusagen. Widerwillig akzeptierten seine Eltern die Entscheidung von Hans und die Kühe wurden schweren Herzens und unter Tränen verkauft. Ich muss an der Stelle präzisieren: Ich hatte keinen besonderen Bezug zu den Kühen. Mein Herz war entsprechend nicht so schwer wie das von Hans Frau Anne und seinen Eltern.
Wir begannen, den Stall auszuräumen, gründlich zu reinigen, Gipsplatten an die Wand zu nageln, Türen zu installieren, Elektrik und Tische zu bauen, kurz: Wir bauten uns eine Werkstatt. Parallel half uns Anne Wepfer die Kollektivgesellschaft «Wepfer und Kyburz» zu gründen. Mir blieb in Erinnerung, dass ich jeden Abend sehr intensiv nach Kuhstall gestunken habe, sodass ich mich beim nach Hause kommen noch vor der Türe jedes Mal splitternackt ausgezogen habe, die Wäsche in die Waschmaschine geschmissen habe und zuerst unter die heisse Dusche gestanden bin, bis ich in der Folge des ultraheissen Wassers eine dunkelrote Hautfarbe angenommen hatte. Trotzdem hatte ich nach diesem intensiven Reinigungsversuch immer noch den Kuhgestank in der Nase. Bisher war ich Kühen gegenüber neutral eingestellt: Ich liess sie in Ruhe und sie mich. Nun aber verdichtete sich meine Meinung: Ich mag keine Kühe!
Die Werkstatt machte Fortschritte und wir begannen den Bau unserer ersten Versuchsreihen. Praktischerweise hatte Hans auch eine Schweissanlage, so konnten wir die ganzen Stahlteile und die Kunststoffverschalungen selber herstellen.
Ich lernte:
- Ich mag keine Kühe
- Erfolg beflügelt und ein klares Projekt vor Augen gibt eine klare Zielsetzung
- Bevor gearbeitet werden kann, muss zuerst die Werkstatt gebaut sein