Auf der Suche nach einer neuen Werkstatt
Wir suchten sehr dringend eine für uns passende Werkstatt mit 50m2 Bürofläche, 200m2 Werkstattfläche und nochmals 200m2 Lager, bezahlbar und vor allem per sofort verfügbar. Mein Bruder Jürg hatte vor kurzem in Freienstein seine Zahnarztpraxis eröffnet. Er wusste, dass die stillgelegte Spinnerei Blumer in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden sollte. Ich ging mir die Gebäude anschauen und hatte Kontakt mit den Herren Jean-Jacques und Felix Blumer. Jean-Jacques war der letzte Direktor der Spinnerei gewesen. Seine Motivation für die Umwandlung der Spinnerei in ein Gewerbegebiet: Er wollte mithelfen, wieder gleich viele Arbeitsplätze auf dem Areal zu etablieren, wie es bei der Schliessung der Spinnerei waren: Deren 80 Arbeitsplätze. Felix war für den kaufmännischen Teil zuständig. Ich begutachtete die Gebäude im Hinblick auf unsere Bedürfnisse. Bis wir diese nutzen konnten war noch sehr viel zu renovieren. Wir mussten Böden einziehen, elektrische Leitungen verlegen, neue Fenster einbauen, Mauern ausbessern und vieles mehr. Zur sehr hohen Miete sollten wir noch die Umbaukosten in 6-stelliger Höhe beisteuern. Wir konnten uns das nicht leisten. So entschlossen wir uns, in ein schon renoviertes Gebäude in Effretikon zu ziehen.
Der Vertrag wurde ausgearbeitet und war unterschriftsbereit. Ich setzte mich in Niederhasli ins Auto und wollte nach Embrach fahren, da war ich zum Unterschreiben des Vertrages verabredet. Auf dem Weg aber bog ich ab und fuhr nach Freienstein. Ich habe bis heute keine Ahnung weshalb. Da ich schon dort war, fuhr ich nochmals auf das Gelände der Spinnerei Blumer und schaute durch die Fenster in die Werkstatt. Da kam mir zufälligerweise Felix Blumer entgegen und zeigte sich sehr erfreut. Er bot mir an, die Umbaukosten gänzlich zu übernehmen, Platz für ein provisorisches Büro wurde auch gefunden – in seinem eigenen Büro hatten wir Arbeitstische, bis unsere Büros bereit waren. Die Mieten wurden anfänglich noch etwas reduziert und die Bedingungen derart verändert, dass das Angebot attraktiv wurde, nach Freienstein zu ziehen.
Statt den fertig vorbereiteten Mietvertrag in Effretikon zu unterschreiben, war ich mit Felix Blumer per Handschlag einig geworden, nach Freienstein zu ziehen!
Wie sollte ich das meinen Mitarbeitern erklären?
Ich lernte dabei:
- Vertrauen in mein Bauchgefühl zahlt sich aus.
- Verhandlungen können auch leicht, locker und schnell vonstattengehen und beide Seiten gewinnen dabei.
- Die besten Verträge werden per Handschlag geschlossen.