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Wir starten durch – und stürzen wieder ab

Markus Frey (rechts im Bild) unser Verkäufer und Björn Bittel (links im Bild) in Leukerbad
Markus Frey (rechts im Bild) unser Verkäufer und Björn Bittel (links im Bild) in Leukerbad.

Unser Verkäufer Markus Frey (rechts im Bild) kam auf die Idee, in Leukerbad eine CLASSIC-Vermietung aufzubauen. Vor Ort suchte er ein Ladengeschäft, stellte erst drei, dann sechs unserer CLASSIC Fahrzeuge ins Schaufenster und stellte Björn Bittel (links im Bild) als Mitarbeiter ein, der die Vermietung organisieren sollte. In Leukerbad lief damals nichts ohne die ausdrückliche Zustimmung des Bürgermeister Otto G. Loretan. Markus war ein sehr geselliger Mensch und bei einigen Flaschen Fendant wurden sie sich schnell einig: Leukerbad braucht unsere Fahrzeuge und wir brauchen Leukerbad. Sie gaben in der umliegenden Bergwelt Wege frei, die befahren werden durften und kurz darauf konnten die ersten Gäste mit unseren Fahrzeugen bis in die Gemmi hochfahren. Bald gehörten die CLASSIC zum Dorfbild. Der Bürgermeister liess es sich nicht nehmen, damit durchs Dorf zu flanieren. Den Touristen ermöglichten wir sehr viele schöne Erlebnisse. Ich bekam herzliche Komplimente von Kunden, die vor vielen Jahren das letzte Mal in den Bergen gewesen waren und dies dank unserer Fahrzeuge endlich wieder erleben durften. Das ganze Projekt war wunderbar – hatte einen einzigen gravierenden Nachteil: Da die Saison nur 3 Monate dauerte, reichten die Einnahmen bei weitem nicht aus, um die Filiale in Leukerbad kostendeckend zu betreiben. Markus Frey hatte hochfliegende Pläne und wollte zusammen mit Otto G. ein viel grösseres Projekt aufbauen: Eine Werkstatt für die Wartung der Fahrzeuge, eine Verkaufsstelle, Firmenfahrzeuge und einige weitere Kurorte, in denen die CLASSIC-Fahrzeuge vermietet werden sollten, waren geplant. Eine Bank war dank der Fürsprache von Otto G. schnell bereit, das alles zu finanzieren und selbst ein Kontakt zu Hausi Leutenegger als Markenbotschafter war aufgegleist. Ich wurde eingeladen, das Projekt vor Ort in Augenschein zu nehmen und war überwältigt, was alles entstehen sollte. Markus drängte auf die Umsetzung. Er sah darin unsere und seine persönliche Zukunft und beschrieb «sein» Projekt in blumigen Worten. Eine einmalige Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen durfte! Es fehlte meine Unterschrift, um die finanzielle Verantwortung zu übernehmen und für das aus der Sicht von Markus völlig unwahrscheinliche Eintreten eines Misserfolges geradezustehen. Ich sollte mich auf der Stelle entscheiden, wollte jedoch Bedenkzeit.

Mir wurde das Projekt zu gross und ich beschloss, Leukerbad zu schliessen und dem Mitarbeiter zu kündigen.
Kurz nach der Entlassung stürzte er mit einem Gleitschirm ab und verletzte sich schwer am Rücken. Seither ist er stark gehbehindert. Das Leben kann grausam sein. Auch Markus Frey billigte meine Entscheidung nicht. Er machte mich für das Scheitern von seinem Traum verantwortlich. Mit seinem Sohn André spannte er zusammen und er wollte das ganze Seniorengeschäft übernehmen. Vom Solar Eis hielt er nichts. Er sah viel mehr Potenzial in den Seniorenfahrzeugen: Er selbst hatte diese ausgezeichnet verkauft und seiner Meinung nach wäre Leukerbad ein riesiger Erfolg geworden.

Die Spannungen stiegen und die Diskussionen zwischen Markus, André und mir wurden heftiger. Ich liess mir die Seniorenfahrzeuge nicht wegnehmen und beharrte darauf, dass es mein Projekt blieb. André sollte das Solar – Eis – Projekt weiterführen. Sie aber vertraten die Ansicht, Markus und er seien für den Verkauf zuständig, also bestimmen sie, was gemacht werde.

Ich hatte genug der Diskussionen und wollte mich nur noch auf die Seniorenfahrzeuge konzentrieren. Das aber liess sich André nicht bieten und kündigte uns kurzerhand die Werkstatt. Auch von den acht Solar-Eis Fahrzeugen, die sich im Einsatz befanden, wollte er nichts mehr wissen. Zwei davon gehörten immer noch uns. Sie waren vermietet und brachten uns jeden Monat gutes Geld ein. André stellte sich auf den Standpunkt, ich hätte die Fahrzeuge konstruiert und er könne und wolle sie nicht warten. Alles, was er wollte, war Geld. Er verlangte eine utopische Summe als Entschädigung für seine Arbeitsleitung und seine Ideen. Er wollte mit dem Geld etwas anderes machen, sich komplett neu orientieren. Die Vergangenheit blockiere ihn in seiner Entfaltung. Wie sollte es weiter gehen? Wir mussten in kurzer Zeit eine neue Werkstatt finden und unsere ganzen Habseligkeiten zügeln. Ausserdem brauchten wir einen neuen Verkäufer – schon wieder.

Markus Frey mit Kravatte

Ich lernte dabei

  • Kurz vor dem absoluten Durchbruch abzustürzen ist bitter
  • Das Leben kann ganz schön hart sein