Besuch an einer Messe organisiert von Michelin
Am Autosalon Genf hatte ich jemanden kennengelernt, der uns an eine Messe der Firma MICHELIN einlud. Sie suchten Elektro- und Solarfahrzeuge für eine Ausstellung und eine Rundfahrt. Hotel und Essen sei bezahlt und es werde sicher ein tolles Erlebnis. Wirklich viel wussten wir über die Veranstaltung nicht und was wir für einen genauen Auftrag hatten, war auch unklar. Schliesslich hatten wir auf keinem unserer Fahrzeuge Michelin-Reifen montiert. Beim Bau meines ersten Elektromobils Cheetah hatte ich einiges unternommen, um an MICHELIN-Reifen zu kommen: Sie hatten speziell für ihr eigenes Solar-Rennteam Reifen mit einem sensationell niedrigen Rollwiderstand entwickelt. So sehr ich mich bemühte, ich konnte diese Reifen nicht beschaffen. Und jetzt sollten wir mit unseren Fahrzeugen eben von dieser Firma eingeladen werden für eine Ausstellung?
Was wir sehr wohl wussten: Wir hatten definitiv zu viel gearbeitet, brauchten etwas Auszeit und eine Reise nach Frankreich schien sehr verlockend. So entschlossen sich Joe Iannelli, Stefan Rittler und ich mit unseren Fahrzeugen an die Messe zu fahren. Wir packten den alten Mercedes 310, holten das Massband hervor und sinnierten: Wenn beim Cheetah die Radkappen abmontiert werden, so können wir einen CLASSIC und den Cheetah in den Bus und Stefans Elektrosportwagen, der unterdessen den Namen «Gun» bekommen hatte auf den Anhänger laden. So konnten wir mit drei Elektrofahrzeugen Richtung Clermont Ferrand in Frankreich fahren, an den Hauptsitz von MICHELIN. Gesagt, getan! Das ganze Gepäck um die Fahrzeuge herum verstaut, und abwechslungsweise konnte während der Fahrt jemand von uns im Laderaum des Mercedes neben Cheetah ein Nickerchen halten. So kamen wir sehr entspannt bei der Firma MICHELIN an. Was dann kam, übertraf alle unsere Erwartungen: Sie hatten eine Schauspielschule engagiert, die eine beeindruckende Vorstellung bot. Bei acht alten Taxis wurden alle Scheiben entfernt und über deren Radio eine rockige Musik synchron aus allen Autoradios gespielt. Die Fahrer wirbelten ihre Fahrzeuge herum und diese tanzten im Takt zur Musik. Dann kam ein Umzug mit diversen alten Schrottautos, alle gut in Szene gesetzt. Schauspielschüler spielten dazu eine sehr düstere Zukunfts-Perspektive.
Danach kamen wir Elektrofahrer zum Zuge: Vor Publikum durften wir unsere Kreise drehen. Da waren Peugeot und Citröen-Prototypen, die ich noch nie gesehen hatte. Futuristische Fahrzeuge von Italdesign, bei denen ich gar nicht gewusst hatte, dass diese fahrbar waren. Rekordfahrzeuge, die mit einem Liter Benzin weit über 1000 km zurücklegen konnten und mitten unter diesen Fahrzeugen sass ich im Cheetah, Stefan in seinem Gun und Joe Iannelli drehte mit dem CLASSIC seine Runden.
Der absolute Star war Joe. Er wurde am meisten bejubelt. Lag es an seinem Anzug, seinem Charme oder etwa unserem CLASSIC? Diese Frage liess sich nicht eindeutig beantworten. Über Lautsprecher wurden wir als die Mobilität der Zukunft angepriesen, die hier und jetzt heute schon Realität sei. Eine solch gewaltige Messe und Showfahrt hatte ich noch nie gesehen, geschweige selbst daran Teil genommen. Ich war hellauf begeistert. Diese Messe ist für mich auch heute noch der Inbegriff einer gelungenen Veranstaltung. Voller Eindrücke und überglücklich machten wir uns auf die Rückreise.
Bei jeder Veranstaltung, die wir selbst organisieren, schwingt bei mir das Erlebte aus Frankreich mit.
Ich lernte dabei:
- So muss eine Messe sein: Wild, rockig, voller Emotionen, unterhaltsam und äusserst lehrreich
- Auszeit, Präsentation und Arbeit kann wunderbar kombiniert werden
- In einen alten 310er-Mercedes passt viel hinein