Solar-Eis wird in der letzten Sekunde fertig
Wir arbeiteten voller Elan an den Seniorenfahr-zeugen und an den beiden Solar-Eis Fahrzeugen. Die eine Hälfte des Teams wohnte im Bauernhaus neben unserer Werkstatt, die andere Hälfte fuhr mit mir jeden Tag nach Seuzach zurück und übernachtete in der Wohnung von Tina und mir. Wir arbeiteten so viel wir konnten und die Solar-Eis Fahrzeuge machten Fortschritte. Chassis, Antrieb, Solarzellen, Dach, Stereoanlage – und wie baut man eine Kühltruhe? In meinem Physikbuch blätterte ich und repetierte die Wärmelehre. Ich rechnete, legte Kompressor, Verdampfer, Isolierung, Kältemittel, Pumpe und Luftzirkulation aus, wählte das Kältemittel und zu meinem Erstaunen und zur Verblüffung des gesamten Teams funktionierte das Ganze sehr gut: Wir bauten unsere eigenen Kühltruhen! Die Tage wurden länger, die Nächte kürzer und die letzten zwei Nächte vor der Auslieferung wurde ganz durchgearbeitet. Vergeblich hatte ich versucht, einen Elektroingenieur zu finden, der uns die elektrische Servolenkung entwickelte. Vorhanden waren ein Stellmotor, ein Positionsgeber und ein Sollwertgeber. Die Verkabelung war schon vorbereitet. Die Regelung und die Ansteuerung des Lenkmotors fehlten noch und ich fand einfach niemanden, der diesen Job übernehmen konnte! Die letzte Nacht vor der Ablieferung kam und es blieb mir nichts anderes übrig, als mit einem Versuchsprint und einigen Elektronikbauteilen an den Tisch zu sitzen und mit möglichst viel Ruhe die Regelung und die Ansteuerung für den Lenkantrieb zu bauen. Schliesslich hatte ich Steuerungs- und Regelungstechnik studiert. Der Bau war also mein Fachgebiet und dies war meine ultimative Bewährungsprobe! «Du kannst es, jetzt nur ruhig und Schritt für Schritt vorwärts». Selbstmotivation sollte mir zum Erfolg verhelfen. Es war ein Samstagmorgen, als die beiden Buggys sich erstmals mit eigener Kraft in der Werkstatt bewegten. Die Lenkung funktionierte, ich war sehr erleichtert.
Unglücklicherweise war der Eingang zur Werkstatt etwa 1,5 m erhöht, so dass die ca. 600 kg schweren Solar-Eis-Bar über schmale Schaltafelbretter ins Freie gefahren werden mussten. Wer sollte den Job übernehmen? Die Wahl fiel auf mich. Ich hatte die Servolenkung selber gebaut und in meiner Jugend Modellflugzeuge gesteuert. Mein Team meinte, das seien gute Gründe, um die kritische Fahrt zu versuchen.
Ich setzte mich auf den Fahrersitz, der die Form eines Eis hatte und manövrierte den ersten Buggy vorsichtig auf die Bretter. Es kam, wie es kommen musste: Ich hatte die Lenkung zu wenig im Griff und der Buggy rutschte mit der Vorderachse ins Freie. Hans Ryser griff beherzt ein und schaffte es auf magische Art, den schweren Buggy zu sichern und unbeschadet auf den Boden zu bringen. Dieses Mal hatten wir das Glück auf unserer Seite!
Die Lieferung des Buggys nach Zürich übernahmen Joe und André, während dem ich einfach nur noch lange ausschlafen musste, um mich zu erholen. Zusammen hatten wir eigentlich für diesen Tag einen Tauchkurs gebucht. Infolge der heftigen Arbeit konnten wir aber alle nichts lernen und nach zwei durchgemachten Nächten stand mir nicht nach einer Tauchlektion. André und Joe gingen. Zu ihrer Überraschung wurde nur wenig Theorie vermittelt. Sie legten ihre Tauchanzüge an und hüpften in den Zürichsee. André und Joe waren unter Wasser Buddys. Dieser Tauchgang gab noch viel zu reden: André schlief unter Wasser ein. Joe musste ihn mehrmals aufwecken.
Ich lernte dabei:
- Wer schlecht lenkt, braucht Helfer mit kräftigen Armen
- Nach zwei durchgearbeiteten Nächten macht ein Tauchkurs nur wenig Freude